Pfarrkirche Mariä Heimsuchung heusweiler
Bautage buch zum Um-und Erweiterungsbau
1898-1899 durch Architekt Carl Friedrich Müller
Aufgezeichnet von Pfarrer Johannes Orth
Die unter Herrn
Österling erbaute kath .Pfarrkirche von Heusweiler,
die zwar dreischiffig und
groß geplant war ,hat sich beim Antritt meines Amtes als zu klein
erwiesen. Demgemäß war ich genötigt, die Vergrößerung derselben ins Auge zu
fassen. Es wurde deshalb am 10.Februar 1890 ein Kirchenneubauverein gegründet
zur Beschaffung der Mittel zur Vergrößerung der Kirche, dabei aber auch die
Verschönerung und Ausrüstung derselben als Zweck der monatlichen Sammlungen in
den Statuten bezeichnet. So ging ich dann im Vertrauen auf Gott zu jeder
Familie in meiner Pfarrei mit Ausschluß von Holz, wo bereits ein Bauverein zum
Zwecke des Baues einer Kapelle in Holz von Herrn Pastor Eich eingerichtet war,
um Mitglieder für den Bauverein zu gewinnen.
Die Demütigungen, die mir bei dieser Wanderung zuteilwurden, waren nicht gerade
wenige und kleinere. In Rittershof und Numborn schienen sich unter einigen
begüterten Bauern Komplotte gegen den Verein gebildet zu haben, sodass ich
einfach abgewiesen wurde unter Vertröstung auf jene Zeit ,da der Bau beginnen
würde. Etliche , aber nicht alle haben dieser Vertröstung gemäß gehan=
delt, indem sie später reichlich nachzahlten. Die allermeisten Familien waren
sehr entgegen kommend und Opferwillig. Die Sammlungen konnten also beginnen. Am
23.Oktober des Jahres 1897 betrug die Summe der monatlichen Sammlungen mit
Einschluss der Zinsen von der an die verschiedenen Banken deponierten Geldern28
312,31 M. Unterdessen drohte aber dem Verein der Zerfall. Durch falsche Zungen
hatte sich das Gerücht verbreitet, die durch den Bauverein aufgebrachten Gelder
würden zum Bau der kath, Kirche in Holz, welcher im Mai 1892 begonnen hatte,
verwendet. Ich war deshalb genötigt auf der Kanzel genaue Rechenschaft darüber
zu geben, bei welchen Bankinstituten die eingegangenen Beiträge verzinslich
angelegt waren.(1893 ?) Durch diese Aufklärung kam dann die Sache wieder ins
Gleichgewicht, und die Beiträge flossen weiter reichlich. Ein eigenartiger
Beweis für für die Wahrheit des obigen Gerüchtes wurde darin gefunden, daß ein
junger Mann aus Holz mit einem Säckchen voll Geld auf der Schulter das Pfarrhaus
verließ. Der junge Mann hieß Münz und war er trug, waren MÜNZEN DIE AUS LAUTER
Pfennigen bestand. Er hatte sich nämlich die Pfennige, die aus den Opfergängen
und Collekten in der Kirche herrührten,in der Weise eigesammelt, daß ich
genötigt war, den jungen Mann zu beauftragen, mit dieser Münze auf den Handel zu
gehen,d.h. das rote Geld gegen weißes Geld zu verkaufen. (Ich kann hier
einschalten, daß nicht mehr viel Kupfergeld, sondern mehr Nickelgeld geopfert
wird )
Am 23.Mai 1897 betrug die Summe der gesammelten Beiträge bereits rund 22 225 M.
Die Vergrößerung der Kirche wurde immer notwendige,die Bitten der Pfarrkinder
mit der Erweiterung zu beginnen,immer dringlicher.So wurden denn an dem oben
bezeichneten Tage der Beschluß sowohl vom Kirchenvorstand und auch von der
Gemeindevertretung gefassten, den Ausbau der Pfarrkirche betreffenden Beschluß
seiner Ausführung dadurch näher zu bringen, dass eine Anleihe von 20 000 M und
der Beginn des Baues beschlossen wurde. Die inzwischen von dem Architekten
Wilhelm Hector in St.Johann ferig gestellten Pläne wurden demselben zugrunde
gelegt.
Bei der Erwähnung der Pläne darf ich nicht verschweigen, daß die urspr. Skizzen
des Herrn Architekten nur einen Kreuzbau vorgesehen hatten. Allein dies gefiel
mir nicht,weil die ursprüngliche Kirche zweischiffig war und es mir darum zu tun
war, das Störend welches durch die Säulenreihe gerade in der Mitte der Kirche
verursacht wurde, so viel als möglich zu verwischen.So fertigte ich selbst eine
Skizze an, welche ich mit derjenigen des Herrn Architekten dem Bischöflichen
Generalvikariat vorlegte. Hochderselbe erklärte sich für meine Skizze und
die Pläne und der Bau sind nach derselben ausgeführt worden.
Wir begannen
schon im Juni 1897 mit dem Ausgraben des zum Bau benötigten Sandes auf unserer
neu erworbenen für den Kirschhof bestimmten Grundstücken, auf welchen derselbe
reichlich und in guter Qualität vorhanden war. Hierbei leisteten die Bergleute
mit ihren Händen und die Bauern mit ihrem Gespann hilfreichen, unentgeltlichen
Beistand. Der vor der Entdeckung des besten Sandlagers ausgegrabene und
angefahrene Sand wurde weil er nicht der Güte des neuentdeckten entsprach, nicht
zu dem Mauerwerk der Kirche, sondern zu Neubauten verwertet. Auch mit der
Herbeischaffung der Mauersteine wurde begonnen. Der Ackerer und Wirt Jakob
Schröder lieferte dieselben aus seinem Steinbruch für den Tagespreis. Die
Fuhrwerksbesitzer aber schafften dieselben mit ihren Pferden und Kühen
unentgeltlich herbei. Bergleute und Handwerker und Tagelöhner halfen laden und
abladen und aufschichten. Nachdem so das Material zu einem ansehnliche Teil
herbei geschafft, konnten wir im März 1898 mit dem Ausschachten der Fundamente
beginnen.
Unternehmer Strauss aus Merzig hatte bei der Submision der einzelnen Arbeiten
vom 24.Februar 1898 für Abbruch= Erd= und Maurer und Steinhauerarbeiten, welche
zu 37 507,62 M veranschlagt waren ein Aufgebot von 32% gemacht.Unternehmer
Schmidt aus Fraulautern ein solches von 10% . Das Aufgebot des Unternemer
Strauss hätte meine Pfarrkinder zu sehr gedrückt. Unternehmer Schmidt schien mir
für so einen schwierigen Bau noch nicht erfahren genug.Auch die 10% Aufgebot
waren mir noch zu hoch..
Deshalb habe ich mich erboten, den Bau für den Kostenanschlag zu übernehmen, und der Kirchenvorstand ging darauf ein. Ich bin überzeugt, daß der liebe Gott die Sache in dieser Weise gelenkt hat.
Es stellte sich
nämlich währen des Baues ganz unvorhergesehen die Notwendigkeit so kostspieliger
Abstützungen heraus, daß ein Unternehmer dieselben schwerlich gemacht haben
würde, als nächste Folge aber ein Abbruch der schon stehenden Kirche zu
befürchten gewesen wäre.
Im Monat März 1898 wurde also, wie schon gesagt, mit den Erdarbeiten begonnen.
Am 18.März nach Vorvesper des Festes des hl. Joseph, dessen Hilfe für den
Kirchenbau immer erfleht habe, wurde der erste Stein in der Nähe der Sakristei
ins Fundament gelegt. Die Ausgrabung des Fundamentes machte mir schon viele
Sorgen. Für den dem Köllerbach zugekehrten Giebel mußten wir drei Meter tief
fahren ,und die Stelle, welche den Strebepfeiler, auf welchem sich jetzt die
Statue des hl. Joseph befindet, aufnehmen sollte, mußte um ungefähr 1 Meter noch
tiefer ausgeschachtet werden. Ich ließ so lange in die Tiefe gehen, bis der
Untergrund sich zweifellos als hinreichen fest ergab. Obschon wie bemerkt das
Fundament diese Giebels drei Meter ist, so hatte es doch nur für ein Meter
hinreichenden Gegendruck von aussen durch den 2Mter tiefer als die Baufläche
der Kirche liegenden Garten. Ich ließ deshalb die Baufläche dadurch weiter
hinschieben, dass ich Platz für die Späterer Aufnahme einen Missionskreuzes mit
dem aus dem Fundament gewonnen Erdreich aufschütten ließ. Bei der Erwähnung
dieser Arbeiten will ich auch bemerken, daß die Mauer welche den Kirchenplatz
nach der Staatsstraße hin abschließt, schon früher einmal durch den Druck
schwerer Wagen und Straßenwalzen teilweise zusammengestürzt war. So ließ ich
denn auch die Erde, welche aus den übrigen Bauteilen, namentlich des Turms, an
dieser Mauer vorbei aufschütten., um derselben den hinreichenden Gegendruck zu
verschaffen. Die Fortschaffung der ausgegrabenen Erde ist in dieser Weise
wesentlich erleichtert worden. Aus dem letzten Rest derselben wurde das
Hügelchen gebildet, welches sich in der Nähe der Sakristei und des Chores
befindet. Die Ausschachtung des Turmes und der Verlängerung der Kirche wurden
begonnen am 8.April, dem Karfreitag nachmittags.
Diese Arbeiten
wurden ausgeführt durch freiwillige Hilfeleistung der Bergleute, Arbeiter und
Handwerker, welche in dieser Tätigkeit treu blieben bis zu Vollendung derselben.
Erwähnt muß hierbei werden, daß das Fundament für den Turm bedeutend tiefer
gelegt worden ist, als das oben erwähnte Fundament für den Giebel. Seine Tiefe
beträgt mindestens 4 Meter, und die hinlängliche Festigkeit des Untergrundes
wurde dadurch erwiesen, daß ein zur Probe hinabgeworfener schwerer Stein nicht
imstande war, mit seiner Kante die geringste Vertiefung auf derselben zu
bewirken.
Für die Fundamente auf der der Hauptstraße zugekehrten Seite fand sich hinlänglich fester Grund in geringer Tiefe.
Es konnte also
mit der Ausführung des Mauerwerks begonnen werden. Dabei waren aber allerlei
Schwierigkeiten zu überwinden. Die erste Schwierigkeit war die Gewinnung
eines tüchtigen Poliers. Die zur Übernahme dieses Postens angegangenen zogen
bald ihre Einwilligung zurück. Wahrscheinlich erschien ihnen das Unternehmen zu
gefährlich. Mit Rücksicht auf die notwendigen Durchbrechungen der bereits
stehenden Mauern und der dabei nötigen Abstützungen. Dem Herrn Architekten war
es auch nicht möglich einen technisch gebildeten Bauführer zu gewinnen. Aber wo
die Not am größten ist die Hilfe am nächsten. Der in Fraulautern wohnende
Bauunternehmer Johann Görgen war durch Schicksalsschläge in Conkurs geraten und
war nicht mehr imstande einen Bau zu unternehmen. Diesen bewog nun der Herr
Architekt, die Führung unseres Kirchenbaues auf sich zu nehmen. Und das war eine
glückliche Fügung, denn derselbe zeigte sich in allem so gewandt, daß der Bau
ohne Beistand eines technisch gebildeten Bauführers errichtet wurde. Viele
Schwierigkeiten wurden mir an zweiter Stelle bereitet von Maurern Steinhauern
und Handwerkern. Manche der Maurer nahmen es mit der gewissenhaften Ausführung
ihrer Arbeit sehr leicht. Den so gearteten kam es nicht darauf an, an Stellen,
wo unbedingt schwere Steine verwendet werden mußten, kleine Steine einzumauern,
oder nicht nach vorgeschriebenem Winkel zu arbeiten; darum war es zuweilen
nötig, schon gemauerte Teile wieder abzureißen. An manchen Montagen, zuweilen
auch an anderen Tagen verschwanden die Arbeiter von ihren Gerüsten und blieben
fort, so lange es ihnen gefiel. Bei dem Leichtsinn der Maurer mußte ich mit der
größten Sorgfalt wachen, dass sie bei ihren Gerüsten nicht sogenannte Schnappen
anbrachten. Meine Sorgfalt zur Sicherung der Baugerüste wurde mehr als einmal
mit einem höhnischen Lächeln belohnt. Das geschah z.B. ganz besonders bei der
Konstruktion des Grüstes für den Turmbau. Als ich ihnen nämlich erklärte, daß
das Zusammenbrechen der Gerüste so häufig deshalb statt findet, weil die
Stahlstangen mit der zu erbauenden Mauer in keiner festen Verbindung stehen. Da
die an den Querstangen befestigten Hebel nur losen in den für sie bestimmten
Löchern in der Mauer liegen, so daß jeder Windstoß imstande ist die Stahlstangen
in Schwankungen zu versetzen und unter Umständen die Hebel, welche ja mit den
Steh- und Querstangen fest verbunden sind, durch diese Schwankungen aus ihren
Lagern in der Mauer heraus zu ziehen und deshalb anordnete, dass die
Außengerüste mit den Innengerüsten durch die Fensteröffnung hindurch verbunden
würden und bei dem Turm an einzelnen Stellen längere Stangen durch den Turm
hindurch so gelegt würden, daß die einander gegenüber stehenden Gerüste
miteinander eine feste Verbindung erhielten und dadurch jede Schwankung bis in
die höchste Höhe hinauf fast unmöglich gemacht würde, beobachtete bei den
Arbeitern so etwas wie ein spöttisches Lächeln. Anders wurde allerdings die
Sache, als das Mauerwerk des Turmes etwas über die Hälfte der geplanten Höhe
hinauf gewachsen war, da merkten sie, daß es bei unseren Gerüsten ein bißchen
anders sei, als bei solchen welche sie bisher zu besteigen gewohnt waren.
Wie oft haben sie da gesagt: Hier ist ja gar kein Schwanken hier fühlt man sich
sicher. Selbst der Herr Architekt hat sich mehrere Male geäußert: „ Wenn man an
der Kirche zu Heusweiler auf die Gerüste steigt, fühlt man sich sicher“. Als ich
mit der Fortsetzung der Arbeiten im Jahre 1899 begann und sämtliche an den
Stangen überwinterte Stricke durch neue ersetzen ließ, lachten die Arbeiter
nicht mehr.
Auch die Steinhauer machten mir bittere Schwierigkeiten durch ihre immer
steigendere Lohnforderungen.Am Schwierigsten wurde für mich die Lage bei den
Möllungshauern . Nach dem der Möllungslieferant Jakob Schröder schon unter der
Hand einen mehrfach höheren Preis, den ich auch bezahlen mußte, gefordert hatte,
kamen eines Tages die Möllungshauer, mit welchen ich den im Kostenanschlag
festgesetzten Preis vereinbart hatte und forderten einen viel höheren Lohn. Da
erklärte ich ihnen, daß wenn sie auf ihrer Forderung bestünden, ich genötigt sei
hammerrecht zu bauen. So ordnete ich denn, als diese Leute auf ihrer Forderung
bestehen blieben, an, daß die
Maurer sofort hammerrecht bauen sollen. Nachdem eine Schicht so mit Hammer zugerichteter Steine gelegt war, gaben die Möllungshauer nach. Das war der erste Streik. Ein zweiter Streik wurde
gemacht von den Maurern im Sommer 1899. Es wird wohl von Nutzen sein, als Beitrag zur Aufklärung der sozialen Frage diesen Streik kurz zu beschreiben.
Mitte Februar 1898 kamen die Maurer Nikolaus Barbian, der schon im Jahre vorher beständig an dem Kirchenbau beschäftigt gewesen war, und Matthias Wiesen und baten um Beschäftigung an der Kirche. Ich kam dadurch in große Verlegenheit, denn nirgends konnte noch an einem Bau im Freien gearbeitet werden, aber ich hatte Mitleid mit den beiden Männern und stellte sie deshalb an Arbeiten innerhalb der Kirche an. Das äußere Mauerwerk war ja mit Ausnahme fertig gestellt, aber die dünnen Säulen waren noch zu setzen ( sogenannte Dienste) und die Kanzel mit ihrer Treppe mußten versetzt werden.
Den Bauführer
Görgen konnte ich aber auch nicht zur Überwachung dieser wenigen Arbeiten
kommen lassen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als selbst überall die
notwendigsten Anordnungen zu treffen und eine neue Konstruktion der Treppe zur
Kanzel so aus zu messen und zu bestimmen, dass die Steine der früheren Treppe,
die gerade lief, dabei Verwendung finden konnten. Selbstverständlich konnte ich
bei der Kürze der Tage im Februar und März nicht den Lohn geben, welcher in
langen Tagen des Sommers verdient wird, aber mit der Verlängerung der Tage
steigerte ich auch ihren Lohn, wie es auch geschah bei den Maurern, welche sich
gegen Ende März zur Arbeit einfanden, bis er 4,50 M den Tag betrug. Wegen dieses
für damalige Zeiten hohen Lohnes haben sich etliche Bauunternehmer beklagt. Aber
eines Tages im Monat Juli erklärten sämtliche Maurer, die Arbeiten niederlegen
zu wollen, wenn sie nicht höheren Lohn bekämen. Ich bemerkte sofort, dass der
Anstifter diese Streiks der Maurer Nikolaus Barbian war. So hat er mir für
meine Güte gedankt. Es war mir aber nicht möglich auf die Fordeungen einzugehen.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Maurer Barbian sofort zu entlassen
und den anderen die Zeit zu setzen, wann sie ihre endgültige Niederlegung
beschlossen haben würden. Ich sagte also: Wer von euch bis ½ 12 Uhr heute Morgen
sich nicht erklärt hat, dass er weiter arbeiten wolle für den früheren Lohn, der
ist entlassen. Aber noch vor ½ 12 Uhr hatten all die übrigen erklärt, dass sie
Arbeit wieder fortsetzen würden.
Wie war ich doch darauf bedacht, zur richtigen Zeit die Arbeitslöhne
auszuzahlen, und um dieses fertig zu bringen , mein Gehalt zu verwenden, die
Hilfe meiner beiden Schwestern und meiner Nichte in Anspruch zu nehmen und
persönliche Anleihen zu machen, - wie habe ich es mit Geduld ertragen, wenn die
Arbeiter Montags stundenlang blau machten. Ich glaube nicht dass ich deshalb
einmal ihren Lohn verkürzt habe.- wie war ich auf ihre Gesundheit bedacht, indem
ich nicht eine, sondern zwei Stunden Pause in den Sommermonaten gewährte. –wie
habe ich in besonderer Weise reichlich vergütet, wenn sie auf mein Bitten
besondere Anstrengungen machten, was z.B. geschah so oft ein Gurtbogen gebaut
wurde, den ich vor Nacht geschlossen haben wollte, damit nicht etwa das
Lehrgerüst währen der Nacht unter der schweren Last zusammen breche oder von
einem Windstoß der Bogen von den darauf gelegten Schichtsteinen um geworfen
werde.
Aber es scheint, dass viele Arbeiter von Dank wenig wissen und wenig Gefühl
haben für die Notlage eines Unternehmers, der ihnen gegenüber machtlos dasteht.
Welch ein
Unrecht ist es doch, ohne weiteres die Arbeiten nieder zu legen, nachdem ein
Mann ein Werk unter Berücksichtigung der ortsüblichen Löhne übernommen hat!
Gegen das Großkapital sind die Streikenden meistens machtlos, die Unternehmer
aber werden zugrunde gerichtet, und es scheint, dass in nicht gar zu ferner Zeit
nur mehr die oberen Zehntausend übrig sind und das sogenannte Proletariat. Dann
wird der sozialdemokratische Weizen blühen.
Dies ist auch das Ziel der Sozialdemokratie.
Ich glaube, daß mancher meiner Herren Confratres alle Begeisterung für die sog.christlichen Gewerkschaften verlören, wenn sie an ihrer eigenen Haut empfänden, wie leichtsinnig
Arbeitseinstellungen ins Werk gesetzt werden und wie weh es tut, wenn die besten
Unternehmungen dadurch in Frage gestellt werden, oder der Ruin eines Mannes
dadurch herbeigeführt wird. Das ist allerdings klar, dass der einzelne Arbeiter
jederzeit das Recht hat, zu kündigen und einen anderen Dienst, der ihm besser
gefällt, an zu treten, aber ebenso offenbar ist es, dass es gegen das
christliche Sittengesetz verstößt, wenn ein solcher Arbeiter seine Kameraden,
welche noch mit ihrem Lohn zufrieden sind, zu bewegen auch die Arbeit nieder zu
legen. In unserem Falle geschah es also. Anders liegt die Sache, wenn fast die
Gesamtheit der Arbeiter unter einem unberechtigten Druck leiden muss, dass sie
sich dann miteinander verbinden, um durch die Anwendung berechtigter Mittel
ihre Lage zu verbessern. Im letzteren Falle gebietet die christliche
Nächstenliebe, sich gegenseitig zu unterstützen, und der Arbeitgeber ist wegen
seiner Ungerechtigkeit nicht zu bedauern. Aber selbst unter solchen Umständen
soll die Arbeitsniederlegung nicht stattfinden, bevor eine Ausgleichung auf dem
Wege gütlicher Vereinbarung versucht worden ist. Leider verstehen es manche
Volksbeglücker, die Arbeiter auf die Unannehmlichkeiten, die ihr Beruf mit sich
bringt, durch den Hinweis auf die Bequemlichkeiten anderer Stände in einer
derart packenden Weise aufmerksam zu machen, dass sie erschrecken von dem
vermeintlichen Elende, in welchem sie sich befänden nach dem sie früher genügsam
und zufrieden gelebt hatten. O würden doch alle Arbeiter und Arbeitgeber sich
auf den Standpunkt der kath. Kirche stellen, der unzweideutig klar gelegt ist in
der Enzyklika „Rerum norarum“ des Papstes Leo XIII und in dem Pastorale der
Bischöfe Preußens verfasst auf einer Conferenz zu Fulda.
Schwierigkeiten der weltlichen Behörde sind etliche bereitet worden, aber sie
waren leicht zu überwinden oder zu umgehen. Dankend muss ich hier erwähnen, dass
der Bürgermeister Herr Cloos,
(Cless) –(1885-1903) der jetzt die Bürgermeisterei Völklingen verwaltet, mir
treu geholfen hat in der Überwindung der Hemmnisse, die sich mir entgegen
stellten. Hier erinnere ich mich einer interessanten Begebenheit. Vom
Kirchenvorstand war beschlossen worden, dass der Turm vorläufig, um nicht eine
zu große Umlage zu verursachen nur bis zur Glockenstube geführt werden sollte.
Kaum aber hatte sich das Mauerwerk des Turmes zwei Meter über die Erde erhoben,
kam von Seiten des Landratsamtes an den Herrn Bürgermeister die Aufforderung,
sofort zu berichten wie das komme, dass entgegen dem Beschluss und der
Genehmigung der Regierung doch schon mit der Erbauung der Glockenstube begonnen
worden sei. Ein jedenfalls uns nicht günstig gesinnter Denunziant hatte sicher
keinen Begriff von der Glockenstube eines Turmes und brachte Herrn Bürgermeister
und mich in die Notwendigkeit eine Formel zu suchen, welche den Unterschied
zwischen Glockenstube und dem ganzen Turm klarlegte, ohne dabei den Denunzianten
selbst als „Esel“ bezeichnen zu müssen.
Der Fortführung des Baues und dem damit notwendigen Abreißen von Mauerteilen stellten sich vielerlei gefahrvolle Schwierigkeiten entgegen. Eine derselben will ich hier im wesentlichen beschreiben. Nachdem bereits die umgebauten Seitenschiffe bis zur Vierungskante gediehen waren, wurde mit der Durchbrechung der Mauer zur Herstellung des Bogens an der Taufkapelle begonnen. In diesem Mauerteile aber fand sich eine Stelle von etwa 25 Centimeter im Durchmesser, welche nur aus Kalk und Steingeröll bestand. Bei dieser Entdeckung überkam mich eine Art Schrecken. Es sollten nämlich 2 Strebepfeiler der vorhandenen Kirche nach ihrer Abschwächung auf die zweckmäßige Dicke als viereckige hohe Säule benutzt werden. Wenn sich nun in diesem Strebepfeiler ähnliche zweifelhafte Stellen befanden, wie groß war dann die Gefahr, dass eines Tages die Kirche eingestürzt wäre. Aber nach einiger Überlegung machte Schreck einem Gefühl der Freude Platz. Jetzt konnte ich nämlich unter Hinweis auf die entdeckte schwache Stelle den Antrag stellen der Kirchenvorstand möge nunmehr beschließen, dass statt der aus den Strebepfeilern zu bildenden Säule zwei neue Rundsäulen ausgeführt werden. Dieser entsprach nämlich ganz meiner Idee, nur war ich nicht so kühn mit Rücksicht auf den Kostenpunkt denselben zu stellen. Kirchenvorstand und die Gemeindevertretung genehmigten sofort den Antrag. Wahrlich, der hl Joseph hat geholfen bauen, und der liebe Gott hat seinen Segen dazu gegeben. Durch diese Änderung des Bauplanes macht die Kirche den Eindruck, als sei der ganze Bau nicht aus zwei Perioden stammend. Aber das gab Arbeit! – Vor allem musste gesorgt werden, dass diese Säulen von dem schon vorhandenen Fundament eine
möglichst
große Fläche zur Unterlage bekamen, daher rühren die kolossalen Sockel. Sodann
mussten außergewöhnliche Abstützungen gemacht werden, um den entsprechenden Teil
des Gewölbes mit dem dazugehörige Kämpferstein in der Luft schweben zu machen.
Die Unterschiebung der Säulen geschah mit 2 Flaschenzügen. Als aber als letzte
Steine die Kapitäle untergeschoben werden sollten , da hieß es die Augen
aufzutun, denn deren Gewicht ist ein kolossales. Der Bauführer Görgen hat sich
dabei sehr umsichtig gezeigt, und dennoch wäre das Gerüst, an welchem die
Flaschenzüge befestigt waren, zusammengebrochen wenn ich nicht vorher auf einen
Fehler in der Konstruktion aufmerksam gemacht hätte. Eine sofort vorgenommene
Probe gab mir recht..
Nachdem das erste Kapitäl, welches nicht bloß durch einen sogenannten Wolf,
sondern auch durch ein dickes neues Seil an den Flaschenzug befestigt war,
glücklich hinaufgezogen und durch den zweiten Flaschenzug, der sich auf der
anderen Seite der Mauer befand, richtig untergeschoben war, ergab es sich, dass
das neue Seil, an welchem der Stein gehangen hatte, sich in bedeutender Weise,
ich glaube um 20 Centimeter verlängert hatte. Darum ließ ich sofort ein neues
Seil anfertigen, um mir Hilfe desselben das zweite Kapitäl in die Höhe zu
ziehen. Wie freute ich mich, als auch das zweite Kapitäl glücklich und ohne
Unfall untergeschoben war und die Gewölbe wieder ihre Unterlage hatten. Mancher
mag bei sich gedacht haben, die gemachten Abstützungen seien nicht alle nötig
gewesen., ich hatte nämlich auch Verstrebungen gegen die beiden inneren
Kirchenwände in waagerechter Weise von einer Wand zur anderen ausführen lassen,
damit nachdem ja auch von außen die Abstützungen sowohl durch Hölzer als auch
durch Neubau bewerkstellig waren, ein Ausweichen der Mauer nach Innen unmöglich
werde; manche aber, die von der Sache viel kannten, haben später mir gesagt,
sie hätten nicht geglaubt, dass es möglich sei, die Errichtung der Säulen so
auszuführen, wie es wirklich geschehen ist. In große Verlegenheit wurden wir
gesetzt, als es sich darum handelte, die auf beiden der Säulen zur Stütze
stehen gelassenen Mauerteile nach dem Aufbau der Säule abzubrechen. Weil man
beim Bau der ursprüngliche Kirche schon die Vergrößerung derselben ins Auge
gefasst hatte, so waren in dem Mauerwerk nach außen ausgemauerte Bögen
angebracht worden. Es erschien also etwas sehr Leichtes unter diesen Bögen den
Ausbruch der Mauer zu bewerkstelligen. Allein es zeigte sich, dass dies Bogen
noch kaum den dritten Teil der Dicke der Mauer erreichten. Bauführer Görgen
wurde da auch noch unpässlich und dadurch auf einige Tage dienstunfähig. Ich
musste deshalb persönlich diese so äußert gefährlichen Abbrucharbeiten
leiten, kam aber dabei, gottlob , auf den Gedanken, die vorhandenen Bogen,
einige wesentliche Fehler zeigten, ganz auszubrechen, das darunter befindliche
Mauerwerk als Lehrgerüst zu verwerten und ganz neue Bogen zu mauern. Dadurch
ersparten wir die gefährliche Arbeit, die Verbindung der alten Bogen mit den
Kapitälen herzustellen. Ich glaube, dass wir durch das Stehenlassen der alten
Bogen für Abstützungen und Arbeitslöhne eine um 1500 M größere Ausgabe gehabt
hätten. Nach der Fertigstellung der neuen Bogen konnte ohne alle Gefahr das
alte Mauerwerk ausgebrochen und ab geglättet werden. Der Giebel der alten
Kirche musste auch abgebrochen werden und die dadurch frei gewordenen Steine
wurden beim Ausbau des Turmes mit verwendet. Das am Giebel sich befindende
Muttergottesbild wurde an die Straßenseite der Kirche versetzt. So war denn
die Kirche glücklich vergrößert, aber Wind und Wetter hatten nunmehr von allen
Seiten Zutritt. Es war nämlich unterdessen Winter geworden. Es blieb mir nichts
anderes übrig, als mit Segeltuch die Fensteröffnungen zu verhängen. Es scheint,
dass dieser provisorische Schutz genügend war, denn es hat den Winter sehr
wenige Kranke in der Pfarrei gegeben. Unter diesem Schutz und bei dem Lichte von
Benzinlampen wurden nun die Ausbruchsarbeiten für die niederen Bogen, nachdem
einer davon schon früher ausgebrochen war, fortgesetzt und die entstehenden
Bogen ausgemauert .Auch da zeigte sich in den ausgebrochenen Mauern manches, was
mir große Sorgen und unvorhergesehen Unkosten bereitete .Die stehen gebliebenen
Stücke mussten die niedrigen Säulen für unsere Kirche werden. Sie sind zwar
mächtig in ihrer Ausdehnung, aber zahlreich waren die Stellen, wo die Bindung
der Steine vollständig fehlte. Es blieb also nichts anderes übrig, als diese
verdächtigen Stellen eine nach der anderen auszubrechen und mächtige Steine in
der Weise mit Zementmörtel einzufügen, dass überall eine rechte Bindung
erbeigeführt wurde. Ende September 1898 wurden die Arbeiten unterbrochen, um im
März 1899 wieder aufgenommen zu werden. Nun wurde der Ausbau des Turmes der im
Jahre 1898 bis zu Glockenstube gediehen war, begonnen. Es hatte sich nämlich als
äußerst zweckmäßig, ja als notwendig herausgestellt, den Turm jetzt schon zu
vollenden. Es war allerdings nicht daran zu denken, dass die königliche
Regierung eine weitere Anleihe von etwa 8000Mark genehmigen würde. Ich mußte
also eine Anleihe auf meinen Namen machen, wobei sich 20 gut situierte Männer
meiner Pfarrei für mich verbürgten. So konnte denn nun der Turm eher vollendet
werden, als wir zu hoffen gewagt hatten. Um demselben, da seine Höhe bis zur
Helmspitze 50 m betragen sollte die nötigen Festigkeiten zu geben, sind in dem
Mauerwerk zahlreiche eiserne Anker eingelegt worden, mehr noch als im
Kostenanschlag vorgesehen waren. Der verwendete Mörtel ist von der Glockenstube
an Zementmörtel. Damit die zu Schalluken verwendeten Granitplatten nicht einen
verkehrten Druck auf die schlanken Mittelpfosten der Maßwerk ausüben könnten,
ließ ich dieselben so anfertigen, dass sie nicht zwischen die Pfosten und
Wände der Fenster der Glockenstube eingeschoben zu werden brauchten, sondern
von . der einen Fensterbank zu anderen hinter den Pfosten durchlaufen und
ihren hinlänglichen Halt in dem massiven Mauerwerk finden. Es sind allerdings
gewaltig große Platten und darum mehr als noch doppelt so teuer als die
ursprünglich geplanten, aber es ist doch so keine Gefahr vorhanden, dass eines
Tages eine Platte durchrutscht . Am 19.August 1899 wurde der letzte Stein des
Mauerwerks des Turmes gelegt. Die Einsetzung der Maßwerk und Herstellung der
Schalluken geschah erst später, nachdem so ziemlich alle Mauerwerksarbeiten an
der Kirche vollendet waren. Die Granitplatten der Schalluken wurden eingesetzt
in der Woche vom 16.-22.Juni 1901.Der Aufbau des Turmhelmes fand nicht lange
nach der Legung des letzten Steines am Turm statt. Beim Hinaufziehen der
Holmenstange befanden wir uns in großer Gefahr. Der heilige Schutzengel hat aber
gewacht..Nachdem die Holmstange, die wegen ihrer Länge nur mit gr0ßer Mühe in
den Innenraum des Turmes gebracht werden konnte, bis zur obersten Balkenlage
hinauf gezogen war, wo sie von einigen Arbeitern in Empfang genommen wurde,
bemerkte ich plötzlich, daß ein weitere Hinaufsteigen nicht mehr statt fand.
Dadurch misstrauisch geworden, rief ich den Männern, welche ausserhalb des
Turmes auf dem Erdboden die Haspel bedienten mit lauter Stimme zu:“Ab“! Die
Maschine stand sofort, und nun erkannte ich, dass sich der Knoten des Seiles,
mit welchem die Hebelstangen an den Flaschenzug geknüpft waren, gegen den
Balken, auf dem ich stand, sich gestemmt hatte. Hätten die Männer an der Haspel
noch ein oder zwei Umdrehungen gemacht, hätte unfehlbar das genannte Seil
plötzlich zerreißen müssen, und die Helmstangen wären wieder in die Tiefe
gestürzt und hätte, da ihre Spitze sich schon etwa zwei Meter über dem
bezeichneten Balken erhoben hatte, sowohl uns die wir oben standen, als auch die
unten stehenden totschlagen oder mit hinab reißen können. Das Auswölbenb der
ausgebauten Teile, 25 qm, hatte unterdessen bereits im Monat Mai 1899
Stattgefunden. Das Erscheinen des Wölbemeisters Nikolaus Sitzen aus Vianden mit
seinen Gehilfen brachte mich wieder in große Verlegenheit. Der Bauführer Görgen
war damals auf mehrere Tage abwesend, hatte aber die Zeichnungen der Gewölbe mit
genommen. Ich musste mich also dazu verstehen, die nötigen Maße von Kapitäl zu
Kapitäl, sowohl im rechten Winkel als auch in der Diagonale zu nehmen, auch die
Hähe aus zu messen und aufgrund dieser Maße unter der Assistenz des Steinhauers
Johann Gehl auf dem Boden des Chores die Bogen auf zu reißen, so dass die Wölber
nunmehr ihre Lehrbogen danach anfertigen Konnten. Besonderes Nachdenken
erforderten die Bogen über der Emporebühne, umsomehr weil ich bei diesen Bogen
statt der 5 Rippen, welche der Bauplan auf der einen Säule aufsitzen läßt nur 3
derselben auslaufen lasse und die 2 anderen Rippen mit ihren Diensten in die
Ecke dieser Säule verlegen wollte. Bei der Wölbung unter der Emporbühne waren
wir wieder im Besitz der Zeichnung. Weil das Gewölbe unter der Emporbühne sehr
flach gehalten ist, sind die einzelnen Teile der Rippen durch in die Steine
eingelegte etwa 8 cm dicke eiserne Stifte unter einander verbunden. Um diese
Verbindung auch zwischen dem Schlußstein und den daran stoßenden Rippenteilen zu
ermöglichen, habe ich dort je 2 Stifte, welche ich in einem rechten Winkel
auslaufen ließ, in dieser Form anbringen lassen, so daß sie in folgender Form
zu einander stehen und verband sie dann außerhalb der Steine durch einen breiten
eisernen Stift . Das Turmgewölbe wurde erst am 4. Dezember 1900 ausgeführt.
Nachdem der Bau vollendet, die Zimmererarbeiten ausgeführt begann der Dachdecker
Reith seine Arbeit. Um ein recht gutes Dach herzustellen, hatte ich aus
Straßburg 60 Rollen Asphaltpappen kommen lassen, um dieselben als Unterlage für
den Dachschiefer an zu bringen; letzteres ist auch geschehen, allein ich war
genötigt, obwohl die 60 Rollen mehr als hinreichen gewesen wären, noch eine
Nachbestellung von Steinpappen zu machen, denn eine große Zahl dieser Rollen war
nach und nach verschwunden, aber Geld nicht an ihre Stelle gelegt worden. Vor
der Ausdeckung des Turmes war durch Schieferdecker Reith das Kreuz mit dem Hahn
auf der Spitze des Turmes befestigt und durch den Schieferdecker Johann
Schwickert aus Eiweiler (Birkenfeld), ein Blitzableiter vom Turm über die ganze
Kirche hin für die hohe Summe von 545,20 Mark angebracht, hat aber auch 5
Auffangspitzen, nämlich je eine auf dem Hauptturm, dem alten kleineren Turm
,den beiden Giebeln und dem Chorkreuz.Er besitzt 2 Erdleitungen in großen
Kupferplatten, welche 2,5 m tief versenkt sind; die eine derselben befindet
sich zwischen der Provinzialstraße und dem ersten Strebepfeiler des Giebel, vom
Hauptturm aus gerechnet, die zweite hinter dem Chor auf der Epistelseite. Er
besitzt aber auch eine Leitung nach dem Grundwasser und zwar in dem Tiefbrunnen
des Pfarrhauses, wodurch es nebenbei bemerkt, kommt, dass unser Trinkwasser
etwas eisenhaltig ist. Die Leitung nach dem Grundwasser hatte sich bei einer
Revision nicht als dringend notwendig, jedoch als höchst angeraten,
herausgestellt, da die Erdleitungen etwas zu viel Widerstand gegen den
elektrischen Strom zeigten .Am 13.Juni 1902wurde diese Leitung für die Summe von
60,80 Mark gemacht. Die Bildhauerarbeiten an und in der Kirche sind von dem
Bildhauer Johann Wörth und dessen Sohn unter der Hand ausgeführt worden. Der
zimmerermeister Dominik Mathey dem alle Zimmererarbeiten übertragen waren, hatt
auch die Emporebühne gezimmert. Wegen Mangels an Mitteln, besonders aber um
möglichst rasch der Kirche ein anständiges Aussehen zu geben, bekamen nicht bloß
die Plätze für die Stühle, sondern auch die Gänge einen Bodenbelag von Holz.
Bei den Gängen wurde einheimisches Tannenholz angewandt, weil doch die Absicht
bestand und noch besteht, später dort einen anderen Bodenbelag an zu bringen.
Die Schreinerarbeiten sind ausgeführt worden durch den Schreinermeister Franz
Huber, der damals in Heusweiler wohnte, später aber ein Hotel in Saarlouzis
übernommen hat. Die Klempnerarbeiten sind ausgeführt worden durch den
Klempnermeister Johann Baptist Dörr aus Heusweiler. Die Schlosserarbeiten hatte
der Schlossermeister Julius Petzinger übernommen, die aber durch die
Maurerarbeiten notwendig werdenden Schmiedearbeiten und die Lieferung uns
Schärfen der Hämmer, Zweispitzeisen etc. Anferigung der Brecheisen wurden durch
den Meister Wilhelm Kiefer aus Heusweiler geleistet. Die nötigen Steine für das
Hauerwerk und die Mauern sind von Jakob Schröder aus Hirtel, wie schon bemerkt,
und Wilhelm Schwarz Gastwirt, Nikolaus Endres und Jakob Schwarz aus Heusweiler
geliefert worden. Die Steine für das Maßwerk, die Rundsäulen und Schalluken
mussten wir beziehen von der Villeroy`schen Güterverwaltung in Wallerfangen.
Von den Lieferanten waren prostestantisch: Reith (Vater und Sohn)
Schieferdecker, Julius Petzinger, Schlosser und der Gastwirt Wilhelm Schwarz,
Steinlieferant. Der Glockenstuhl nach der Zeichnung des Bauführers Görgen wurde
durch den Zimmermann Matthias Mathey gemacht im Januar und Februar 1902. Gegen
Ende März wurden die Glocken in den neuen Turm transportiert.. Eine Mauer von
der Straße auf den Hof der Kirche wurde ausgeführt von Maurermeister Nimmesgern
im Juni 1905.
Innere Ausrüstung der Kirche.
Schon im Februar 1901 begann Maria Schäfer, die Ehefrau des Ackerers Matthias Raber aus Heusweiler, eine in den 50 er Jahren stehende Person in heiliger Begeisterung eine Sammlung nicht bloß innerhalb der Pfarrei, sondern auch in den umliegenden Ortschafte, um ein gemaltes Fenster zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes und einen dazugehörigen Altar in unserer Kirche zu stiften. Außerdem gingen ziemlich reichlich freiwillige Geschenke zu demselben Zweck ein, so dass schon am Ende des Jahres 1901 das gemalte Fenster, welches sechs Schmerzen darstellt, und im folgenden Jahr der dazu gehörige Altar mit der Darstellung des sechsten Schmerzes eingesetzt, bzw. aufgestellt werden konnten. Das Fenster mit dem Altar und der Statue kosten zusammen 1200 Mark. Durch die selbe Frau wurde auch Sorge getragen, dass später das kostbare Maria Hilf Bild mit seiner Konsole und den Armleuchtern in der Kirche angebracht werden konnten..Im Januar 1902 schenkte der Seifensieder Friedrich Schröder aus Heusweiler 500 Mark und im Mai 1903 noch 100 Mark zur Beschaffung des Fensters der 7 Blut Ergießungen. Den dazu gehörigen Altar mit der sechsten Blut Ergießung zu errichten, war mir leider bis heute noch nicht möglich. Die 3 Fenster hinter dem Altar 1.Aufopferung Maria 2. Heimsuchung Maria.3.hl Familie sind aus dem Bauverein bezahlt worden. Sie kosteten 2000 Mark.
Der Ackerer und Schreinermeister Johann Baptist Krämer und seine Schwester Katharina schenkten am 11. Februar 1903 der Kirche 500 Markfür gemalte Fenster. Die Firma Wilhelm Mayr zu Rohrerhöfe, Post Metternich bei Coblenz, welche auch die übrigen schon erwähnten Fenster geliefert hatte, fertigten für diese Summe die 2 Teppichfenster, die den Hochaltar flankieren, an. Die übrigen 2 Chorfenster sind von der jetzt pens. Lehrerin Laroy für 300 Mark gestiftet worden.
Ich halte es für erwähnenswert, dass vor dem Einsetzen der gemalten Fenster das Licht von der Ostseite her gar mächtig einströmte und dadurch der Hochaltar für den Beschauer im Dunklen stand, obschon das frühere mittlere Chorfenster ganz aus farbigen Glasstücken zusammen gesetzt war. Um diesem Übelstand ab zu helfen , habe ich angeordnet, dass die 5 Fenster hinter und neben dem Hochaltar in ihren Teppichmustern in möglichst dunklen Farben gehalten wurden, die 2 Fenster vor dem Hochaltar möglichst hell seien.. Tatsächlich haben manche Leute später sich ausgesprochen, sie hätten gemeint ihre Sehkraft sei stärker geworden, als sie zum ersten mal nach dem Einsetzen der Fenster den Altar wieder erblickten.
Aber nicht allein gemalte Fenster wurden beschafft, sondern auch mit einer Orgel, und neuen Seitenaltären, Statuen, Fahnen , Bildern, neuen Bänken konnte die Kirche ausgerüstet werden. Zur Anschaffung der Orgel, welche mit Einrechnung der Nebenkosten 8801,s5 Mark zu stehen kam, hatte mein verstorbener Vorgänger Herr Antonius Eich mir die Summe von 5820 Mark geschenkt. Das Übrige wurde durch eine besondere Hauskollekte innerhalb der Pfarrei beschafft. Die Orgfel ist im Dezember 1901 aufgestellt worden von dem Orgelbauer Christian Gerhard in Boppard genau nach der Disposition des Musikdirektors Herrn Tiel in Boppard, welcher auch später am 8. April 1902 die Revision derselben vorgenommen hat. Dessen schriftlich abgegebenes Urteil lautet sehr günstig. Auf die Intonation der Register wurde auf meinem ausdrücklich kund gegeben Wunsch nach der Richtung hin besonders Rücksicht genommen, dass die Töne nicht schreiend seien. Manche Orgeln stören durch ihren überlauten Klang die fromme Ruhe des Gemütes.
Die beiden Seitenaltäre, deren hölzener Aufbau von Kieffer und Ferrat in Trier für 1115 Mark geliefert wurde, wurden in ihren steinernen Bestandteilen so aufgeführt, dass sie nicht mehr dicht an der Wand stehen. Das von den früheren Altären gewonnene Material wurde dabei möglichst benutzt und die Altarmensa neu aus einem Stück verfertigt.. Dieses letztere war nötig, weil der bevorstehenden Konsekration der Kirche auch ein neu zu konsekrierender Altar vorhanden sein musste, der Hochaltar aber noch unverletzt geblieben war. Und so seine K. behalten hatte. Auf Anordnung der Bischöfl. Behörde musste nämlich die erweiterte Kirche wieder konsekriert werden. Die Konsekration durch den Hochwürdigen Herrn Bischof Dr. Michael Felix Korum am 12. Mai 1903 vorgenommen.
Schon während des Baues wurde die 2 m hohe Statue des hl. Josefs auf der dem Köllertal zuwandten Seite des Giebels aufgestellt. Die Beschaffung der Statue des hl. Konstantinus ist ermöglicht worden durch mehrere Geldspenden. Die erste Spende fand statt am 26. Juli 1899 mit 15o Mark durch den jetzigen Gemeineeinnehmer Herrn Paul Quirin. Die Statue selbst kostet 210 Mark ohne Konsole, wie auch die des hl. Aloisius, für deren Aufstellung der bei den Krankenbrüdern in Trier als Bruder eingetretene Jüngling Jakob Fischer aus Heusweiler durch ein Geschenk von 280 Mark am 13. September 1905 gesorgt hat. Die Statuen in den einzelnen Altären, so wie hl. Wendalinus und der hl. Barbara waren schon von früher her vorhanden. Durch die Bemühung des Lehrers Herrn Dewes wurde es möglich, die 2 roten Kreuzfahnen und die Fahne der hl. Familie und durch die der Lehrerin Frl. Lardy gestickte Rosenkranzfahne zu beschaffen. Zu den früheren 2 Fahnen des Bergmann Sterbevereins wurden von dem St. Barbara Verein in Heusweiler, welcher infolge des neuen Vereins Gesetzes anstelle des Bergmanns Sterbevereins gegründet worden ist, eine dritte und zwar gestickte Fahne in violetter Farbe für die Kirche angeschafft.. Das genalte Herz Jesu Bild mit der hl. Margarete Alacoque ist ein Geschenk der Eheleute Nickolaus Schmidt-Abt, Metzger in Heusweiler. Die dazu hergegebene Summe betrug 200 Mark.
Die neuen Bänke in der Kirche wurden in der Weise erworben , dass sich je so viele Personen, als eine Bank fasst, zusammen taten und auf ihre Kosten eine Bank machen liessen. Unter der Bedingung dass sie 3 Jahre hindurch ausschließlich das Recht hätten, die Bank zu benutzen. Seit Ablauf dieser Frist stehen die Bänke jedem zur Verfügung. Auf eine Verpachtung der Bänke habe ich mich trotz aller Bestürmung dazu nie eingelassen und werde mich auch nicht einlassen. Nur diejenigen Bänke auf der Emporbühne ließ ich verpachten., und sie mögen ferner auch verpachtet werden.
Der neue Beichtstuhl ist für die Summe von 400 Mark von dem Schreinermeister Joh.Baptist Ehses aus Heusweiler auf Kosten der Kirchenkasse Ende August 1904 angefertigt worden.
Aus der Kirchenkasse sind nach und nach angeschafft worden : ein neues weißes Pluviale zu den 2 alten, ein violettes und ein schwarzes zu dem alten, außerdem 2 neue weiße Dalmatiken.
Für höchst feine Altartücher auf die sämtliche Altäre mit Stickereien in Doppel Garnitur sorgten Die Lehrerinnen Katharina und Charlotte Friedrich aus Heusweiler gebürtigt, in Wehrden angestellt. Die Dekoration der Pfarrkirche, soweit sie sich auf die Decke, Wände und Säulen bezieht, wurde im letzten Viertel Jahr 1902 und anfangs des Jahres 1903 von den Anstreichermeistern Karl Stephan Friedrich und Louis Grewenig für die Summe von 3000 Mark ausgeführt.. Diese Summe wurde größtenteils durch eine besondere Haus Kollekte innerhalb der Pfarrei aufgebracht.
Die im Jahre 1905 in den Monaten Juli und August durch den Anstreicher Herrn Friedrich hier uns seinem Neffen aus Schweich ausgeführte Dekoration erstreckte sich auf den Hochaltar und 2 Seitenaltäre, die Kanzel, die Kommunionbank und den Taufstein.. Auch wurden zugleich die 2 Baldachine hinter den Statuen der hl. Antonius und Aloisius als Wandmalerei angebracht und die Statue des hl Wendalinus und der hl. Barbara und 2 Reliefstationen renoviert. Obschon das dabei verwendete Gold( feinstes Doppelgold) allein über 400 Mark gekostet hat rechnete sich Herr Friedrich doch nur 1082 Mark.
Um eine vollständige Harmonie Zwischen den gemalten Chorfenstern und den Altären herbei zu führen, habe ich vor allem auf der reichlichen Verwendung von Gold und der Abtönung der Farben nach denen der Fenster bestanden und ließ für die genannten Baldachine die beiden Seitenaltäre als Muster dienen.
Soweit reicht das Diktat meines Bruders, des Herrn Pastor Joh. Orth von Heusweiler.
Es bleibt noch zu berichten:
1.der Kirchhof wurde erweitert und es wurde mit der evangelischen Pfarrgemeinde ein Übereinkommen getroffen, dass der simultane Teil des Kirchhofes nach der gesetzlichen Frist von 30 Jahren konfessionell getrennt werde.
2. Es wurde eine neue Abortanlage und darüber 2 Zimmer als Wohnung für den Kaplan gebaut.
3. Inn der Zeit vom 28. August bis 6. September 1904 wurde durch 4 Redempdoristen-Patres unter der Leitung des Rektors P. Reehrmann aus Trier eine Mission abgehalten und am Schlusse derselben das Missionskreuz errichtet.
4. Während der Amtstätigkeit des Pastors Orth studierten 4 Jünglinge der Pfarrei Theologie. Davon sind in der Diözese Trier tätig: die Hochww. Herren Dr. Krämer aus Dilsburg, Karl Friedrich aus Heusweiler Jakob Raber aus Numborn. Der Hochw. Herr Jakob Gemmel ist bei den Jesuiten.
Einige Jünglinge 10 oder 12 Jungfrauen sind in geistliche Orden eingetreten.
In den letzten 2 Jahren war die Gesundheit des Herrn Pastors erschüttert, und die Mitglieder des Kirchenvorstandes bestanden darauf, dass er sich durch einen Kaplan Hilfe verschaffen solle. Am 15. April 1908 wurde der Hochwürdihe Herr Valentin Hilgers als Kaplan nach Heusweiler ernannt.
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