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Maria Ziegler

ein Leben für die Mission


(Die S.Z. schreibt am 12.03.2010)  



   

. 25 Jahre hat die Tochter einer Bauernfamilie aus Heusweiler-Hirtel als Missionarin in Papua-Neuguinea gelebt.

Doch meist gab es dort gar keine Brücken - dann musste man eben schwimmen. Bis zu acht Mal hat Maria Ziegler Flüsse durchquert, um wieder zur Station zu kommen. "Anfangs habe ich noch die Schuhe ausgezogen und die Kleider zum Trocknen aufgehängt - und am nächsten Tag mussten wir wieder durch einen Fluss".


Jetzt sitzt die 73-Jährige auf dem Sofa in einer Dachgeschosswohnung in Heusweiler und klopft mit einem Stab auf eine handgroße, als Souvenir gedachte Buschtrommel. Auf dem Tisch liegen Fotos und Bücher von der Insel, die an den Westen von Indonesien anschließt und nördlich von Australien liegt. An den Wänden hängen Speere und Bilder von bunten Paradiesvögeln, auf einer Truhe liegen holzgeschnitzte Masken und Muscheln, am Schrank hängen Taschen in Lila, Rot und Gelb.


Maria Ziegler deutet auf eine Ausgabe der Familienzeitschrift der Steyler Missionare aus dem Jahr 1956 - sie war damals gerade 20 Jahre alt. "Laienmissionare gesucht" steht da. "Ich habe schon immer Spaß an der Mission gehabt und wollte den Einheimischen helfen", sagt Ziegler. Als junge Frau hilft sie in der elterlichen Landwirtschaft mit, lernt fleißig Englisch. Wartet ab. "Ich hatte es nicht eilig, ich wurde zu Hause am Bauernhof gebraucht."


Schließlich kommt die Zusage: 1964 soll sie nach Papua-Neuguinea, für fünf Jahre. "Es war schon schwer, von zu Hause wegzugehen, aber noch schwerer war es, von dort wieder wegzugehen." Der Heusweiler Missionar Willibrord Schorr begleitet sie. "So ein armes Hirteler Bauernmädchen konnte ja nicht ganz allein bis ans Ende der Welt reisen."


Sie kommt zuerst in eine "Station" mit Pfarrhaus und Schule in Banara in der Provinz Madang, lernt in wenigen Monaten die lokale Sprache. Ihre Aufgabe ist es, ein Unterrichtsprogramm - Lesen, Schreiben, Rechnen, Religion - zu entwerfen, die örtlichen Lehrer zu betreuen, selbst zu unterrichten und - was ihr auch wichtig ist - den katholischen Glauben zu verbreiten. Bald muss sie auch "in den Busch". Sie wandert zu Fuß von Dorf zu Dorf, ist stundenlang unterwegs - immer mit einem Bambus-Stock in der Hand, um Gebüsch oder Schlangen wegzuschlagen. Meist wird sie von Einheimischen begleitet, da sie sich allein nicht im Dickicht zurechtfindet. "Oft sind Kinder mitgelaufen, die mir dann die 'große Straße' gezeigt haben - das war dann ein Trampelpfad."


War niemand im Dorf, weil alle Bewohner gerade auf dem Feld arbeiteten, ging Maria Ziegler zielstrebig auf die Buschtrommel zu - einen Baumstamm, der ausgehöhlt ist und mit einem Stock geschlagen wird. "Dann hat der Katechet erzählt, dass er sofort wusste, dass ich es bin - weil die Töne so falsch klangen", erinnert sich Ziegler mit einem Schmunzeln. Mit der Buschtrommel verständigten sich die Dörfer untereinander in einer Art Morse-Code, teilten mit, wenn jemand gestorben war oder wichtiger Besuch kam.


Als "Miss Maria" war sie in den Dörfern bekannt, wurde zum Essen eingeladen, zu Taro (Süßkartoffeln) gewürzt mit Kokosmilch und einmal zu Mumut, einer Art Bisamratte. "Zuerst wollte ich das ausschlagen, aber dann hat es so wunderbar geschmeckt, dass ich noch mehr gegessen habe." Sie war bereit, sich auf Neues einzulassen - was nicht allen Entwicklungshelfern gelang.


"Miss Maria" sah nach dem Rechten, sie hatte Nähzeug und Medikamente dabei und versorgte Wunden. Übernachten konnte sie in einem Haus für Gäste. Die Häuser waren aus Bambus, der Boden aus Baumrinde. Es gab kein Wasser, keinen Strom, geschlafen wurde am Boden oder auf Bananenblättern.


1969 kehrt Maria Ziegler für fünf Jahre nach Deutschland zurück, studiert Sozialarbeit an der Fachhochschule in Koblenz und kümmert sich um ihre kranke Mutter. Sie will wieder zurück nach Papua-Neuguinea, diesmal aber mit einer Organisation, um kranken- und rentenversichert zu sein. Denn erst seit 1969 ist es durch das Entwicklungshelfergesetz überhaupt möglich, sich versichern zu lassen. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe Köln kehrt sie 1975 nach Madang zurück, um dort einen sozialen Dienst aufzubauen - ein Projekt, das von dem bischöflichen Hilfswerk Misereor unterstützt wird. Als eine Art Sekretärin für den Gesundheitsbereich vermittelt sie zwischen Regierung und Diözese, kümmert sich um die Bezahlung und Ausbildung von Krankenpflegern und die neun Buschkrankenhäuser der Diözese. In der ganzen Provinz ist sie unterwegs als Beraterin für Familienplanung und Eheprobleme, betreut streitende Männer und geschlagene Frauen. "Früher wurden die Frauen einfach verheiratet, mussten auf die Männer hören. Heute lassen sie nicht mehr alles mit sich machen. Gerade in der Stadt hat sich das entwickelt."


Trotz der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit fühlt sie sich wohl in diesem Land, obwohl sie mehrmals an Malaria erkrankt. "Es ist das Paradies, es ist ein wunderschönes Land, weil es so viele Facetten hat." Die Diözese und ihre Mitarbeiter sind wie eine Familie für sie. "Das Verhältnis zur Familie dort ist anders, enger. Der Clan hält zusammen, jeder ist verpflichtet, dem anderen zu helfen." Die Leute seien sehr freundlich, feierten gern Feste, zu denen sie sich mit Masken und bunten Federn von Paradiesvögeln schmücken. Außerdem schätzt Maria Ziegler die Direktheit der Bewohner von Papua-Neuguinea. "Dort konnte man alles frei heraus sagen, in Deutschland muss man diplomatisch sein."


Im Jahr 1995, als ihr Bruder stirbt, beschließt Maria Ziegler, wieder heimzukehren, zurück zu ihrer Familie. "Unser Ziel war ja, als Entwicklungshelfer überflüssig zu werden, damit die Einheimischen die Arbeit selbst übernehmen." Jetzt könne sie sich in ihrer Gemeinde, in Heusweiler, einbringen.


Sie hilft in der Pfarrei, besucht EDV-Kurse, kümmert sich um den kranken Bruder. Seit 15 Jahren war sie nicht mehr in Papua-Neuguinea. "Der Flug kostet viel und man wird älter", sagt sie - und es schwingt ein wenig Wehmut mit. "Es ist ein wunderschönes Land, weil es so viele Facetten hat."


Maria Ziegler


Zur Person


Maria Ziegler wurde 1936 geboren. 1964 geht sie zum ersten Mal als Laienmissionarin für fünf Jahre nach Papua-Neuguinea. 1969 kehrt sie für sechs Jahre nach Deutschland zurück. 1975 geht sie erneut nach Papua-Neuguinea - im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe Köln. Sie ist für den Aufbau eines sozialen Dienstes und den Gesundheitsbereich der Diözese Madang zuständig. Seit 1995 lebt sie wieder in Heusweiler. MwiDas waren unsere Brücken", ruft Maria Ziegler und deutet auf ein Bild, das Menschen mit dunkler Hautfarbe zeigt, die auf einem Baumstamm einen Fluss überqueren




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Hintergrund


Papua-Neuguinea (PNG) ist eine Insel im Pazifik, die Hauptstadt Port Moresby. Die 6,7 Millionen Bewohner sprechen mehr als 850 Sprachen. Das Land ist etwa so groß wie Schweden.


Die Insel wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern entdeckt und war ab dem 19. Jahrhundert Ziel christlicher Missionare. 1884 besetzte das deutsche Reich den Norden, die Briten den Süden. Das unabhängig gewordene Australien verwaltete ab 1902 den britischen Teil ("Papua") und eroberte im Ersten Weltkrieg auch den deutschen Teil ("Neu Guinea"). Nach dem Zweiten Weltkrieg verwaltete Australien PNG unter UN-Mandat. 1975 wurde PNG unabhängig. Politisch gehört die Insel zum britischen Commonwealth, Staatsoberhaupt ist die britische Königin. Trotz Bodenschätzen ist Papua-Neuguinea ein armes Land. Die Bevölkerung ist sehr jung, rund 40 Prozent sind unter 15 Jahre alt. mwi